Die Deutschen dürfen am Ende wieder richtig bluten
Das Ende des Euro ist nur noch eine Frage der Zeit.
Der Kollaps ist unvermeidlich!
von Michael Münch | ANSAGE.org
„Europa stirbt dann, wenn den Deutschen das Geld ausgeht“: Dieser Satz der ehem. britischen Premierministerin Margaret Thatcher (* 13. Oktober 1925; † 8. April 2013 in London) war einst als spöttische Bemerkung gemeint. Heute wirkt er wie eine nüchterne Prognose. Denn die Europäische Währungsunion, die so feierlich als “Stabilitätsgemeinschaft” gestartet wurde, hat sich längst in eine Haftungsunion verwandelt. Was als kluger Schritt zu mehr wirtschaftlicher Integration begann, ist inzwischen ein gigantisches Umverteilungsprojekt.
Und wer steht im Zentrum der Haftungskaskade? Natürlich Deutschland – das Land, das in Brüssel und Frankfurt regelmäßig den Scheck ausfüllt, wenn anderswo die Kassen leer sind.
Man erinnere sich: Der Euro war als Währung der Gleichrangigen gedacht. Keine Schuldenunion, keine Transfers, keine gegenseitigen Bürgschaften. Jedes Land sollte für sich selbst haften – so wie es sich für eine stabile Währung gehört. Heute wirkt diese Gründungsidee wie ein Märchen aus fernen Zeiten. Spätestens mit den [sogenannten; H.S.] Rettungspaketen für Griechenland begann der Übergang von der Währungs- zur Haftungsunion.
Seitdem hat sich das Prinzip verfestigt: Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert (vergemeinschaftet). Inzwischen summieren sich die deutschen Verpflichtungen auf rund 2,8 Billionen Euro: TARGET2-Forderungen der Bundesbank, Bürgschaften für Rettungspakete, Garantien im Rahmen des ESM, Anleihekäufe der EZB. Das alles lastet als gigantische Hypothek auf den deutschen Steuerzahlern.
► Ein Korsett, das niemandem passt
Würde man diese Summen auf die Bevölkerung verteilen, stünde jeder Bürger vom Kleinkind bis zum Greis mit einem fünfstelligen Betrag im Risiko. Natürlich heißt es, das sei alles nur „Buchgeld“. Aber wie wir aus der Geschichte wissen, wird Buchgeld im Ernstfall schnell zu echtem Geld, das man aufbringen muss – wenn die Bücher zusammenbrechen.
Aktuell liefert Frankreich den besten Beweis für die Brüchigkeit der Konstruktion: Ein Land mit mehr als 110 Prozent Staatsverschuldung, schwachem Wachstum, politischer Zersplitterung und drohendem Regierungssturz [1] wird inzwischen ganz offen mit einem “Bail-out” durch den Internationalen Währungsfonds in Verbindung gebracht. Dass der französische Finanzminister Éric Lombard dieses Wort überhaupt ausspricht, zeigt, wie tief die Verunsicherung sitzt. ("France may need IMF bailout, warns finance minister", The Telegraph, 26.08.2025).
Jeder weiß, dass ein IWF-Programm für ein Euro-Kernland politisch kaum hinnehmbar wäre; der Euro wäre damit erledigt. Die logische Folge wäre daher ein Rettungspaket aus ESM und EZB – sprich: also aus Berlin. Am Ende dürfen vor allem wieder die Deutschen bluten.
Und Frankreich ist kein Einzelfall: Italien schleppt seit Jahren seine Schulden mit sich, Spanien kämpft mit strukturellen Defiziten und Griechenland ist ohnehin Dauerpatient. Der Euro bindet diese sehr unterschiedlichen Volkswirtschaften in ein Korsett, das niemandem passt: Die einen sind zu schwach, um im Wettbewerb mitzuhalten – und die anderen zu stark, um auf Dauer die Kosten zu tragen.
► Unvermeidlicher Kollaps
Deutschland hat in diesem maroden Konstrukt die Rolle des Zahlmeisters übernommen. Nicht, weil es sich freiwillig in diese Rolle gedrängt hätte, sondern weil niemand sonst über die ökonomische Kraft verfügt, um das Kartenhaus noch ein wenig länger zu stützen. Doch auch in Deutschland wächst die Last: Schwächelnde Industrie, hohe Energiepreise, steigende Sozialausgaben. Der Mythos vom reichen Land, das endlos zahlen kann, beginnt zu bröckeln. Die entscheidende Frage lautet deshalb nicht mehr, ob der Euro kollabiert – sondern wann er kollabiert.

Niemand hätte vor zwanzig Jahren geglaubt, dass er überhaupt so lange hält. Doch das Kunststück gelang – getragen von politischen Beschwörungen, Geldschwemme und deutscher Haftung. Doch die Logik einer Fehlkonstruktion lässt sich nicht auf ewig leugnen. Am Ende wird die Währungsunion an ihren eigenen Widersprüchen zerbrechen. Der Kollaps ist keine theoretische Option mehr. Er ist sicher. Offen bleibt allein der Zeitpunkt. Thatchers Prophezeiung wird sich erfüllen: „Europa stirbt dann, wenn den Deutschen das Geld ausgeht“. Und dieser Tag ist viel näher, als die meisten glauben.
Michael Münch
[1] Staatspräsident Emmanuel Macron ernannte am 9. Sept. Sébastien Lecornu zum neuen Premierminister, nachdem dessen Vorgänger François Bayrou, ein ausgesprochener Anhänger der Europäischen Union, im Parlament die Vertrauensfrage verloren hatte. Reuters beschreibt Lecornu als Loyalisten und ehemaligen konservativen Protegé, der sich hinter seine Präsidentschaftskandidatur 2017 gestellt hatte. Die Wahl des 39-jährigen Lecornu zeigt Macrons Entschlossenheit, mit einer Minderheitsregierung weiterzumachen, die seine wirtschaftsfreundliche Reformagenda, in deren Rahmen Steuern für Unternehmen und Vermögende gesenkt und das Rentenalter angehoben wurden, nicht aufgeben wird.

Nach dem erneuten Zusammenbruch der französischen Regierung sind Massenproteste ausgebrochen, die Macrons Machtposition infrage stellen. Inmitten einer Regierungskrise erschüttern Massenproteste Frankreich, wobei 80.000 Polizisten im Einsatz sind, um die „Block Everything”-Proteste zu bewältigen. »Va te faire foutre, Macron. Tu mènes une politique contre le peuple.« (Fußnote ergä. von H.S.).

► Quelle: Der Artikel von Michael Münch wurde am 31. August 2025 unter dem Titel »Das Ende des Euro ist nur noch eine Frage der Zeit« erstveröffentlicht auf ANSAGE.org >> Artikel. HINWEIS: Der Gründer dieser Seite, Daniel Matissek, gewährte auf Anfrage in einem Email vom 22. Juni 2022 sein Einverständnis und die Freigabe, gelegentlich auf ANSAGE.org veröffentlichte Artikel in Kritisches-Netzwerk.de übernehmen zu dürfen. Dafür herzlichen Dank. Das Urheberrecht ©️ an diesem und aller weiteren Artikel verbleibt selbstverständlich bei den jeweiligen Autoren und ANSAGE.org.
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1. EU-Sackgasse: Selbstüberschätzung, Größenwahn, Diletantismus und die Unzurechnungsfähigkeit der nicht von den Menschen gewählten, korrupten EU-Politikdarstseller (m/w/d) erwies sich von Beginn an als Sackgasse und Preisgabe nationaler Souveränität. Inzwischen haben wir lernen müssen: schlimmer geht immer.
Die Europäische Währungsunion, die so feierlich als “Stabilitätsgemeinschaft” gestartet wurde, hat sich längst in eine Haftungsunion verwandelt. Was als kluger Schritt zu mehr wirtschaftlicher Integration begann, ist inzwischen ein gigantisches Umverteilungsprojekt.
Und wer steht im Zentrum der Haftungskaskade? Natürlich Deutschland – das Land, das in Brüssel und Frankfurt regelmäßig den Scheck ausfüllt, wenn anderswo die Kassen leer sind. Der Zustand der EU und ihrer wichtigsten Nettozahler ist nur noch als dysfunktional zu bezeichnen. Der drittklassige Apparat entzieht der Wirtschaft immer mehr physische und psychische Ressourcen, unterhält einen riesigen, verdeckt finanzierten Hofstaat und errichtet dazu informelle potemkinsche Dörfer [Vorgetäuschtes bzw. die „Vorspiegelung falscher Tatsachen“; H.S.] inmitten einer chaotischen Realität. Dieses Europäische Union kann nicht funktionieren. Deshalb: NEIN ZUR EU-DIKTATUR.
Grafik: Die Textgrafik besteht nur aus einfachen geometrischen Formen und Text. Sie erreichen keine Schöpfungshöhe, die für urheberrechtlichen Schutz nötig ist, und sind daher gemeinfrei. Dieses Bild einer einfachen Geometrie ist nicht urheberrechtsfähig und daher gemeinfrei, da es ausschließlich aus Informationen besteht, die Allgemeingut sind und keine originäre Urheberschaft enthalten. > This image of simple geometry is ineligible for copyright and therefore in the public domain, because it consists entirely of information that is common property and contains no original authorship.
2. Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren (vergemeinschaftet). Das Steuerzahlervieh muß einmal mehr für die desaströse Politik ihrer mehrheitlich nicht gewählten Politikdarsteller bluten, welche Wirtschaft, Energiesicherheit und Wohlstand vergangener Jahre nachhaltig zerstören. Foto: frycyk01 / Paweł Szymczuk, Warszawa/Polska (user_id:5518660). Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Foto.
3. Karikatur: NosfEUratu - Phantom der Macht. Bildunterschrift: "Danke, EU. Wir profitieren von Dir wie kein anderes Land."
Karikatur: Copyright ©️ Götz Wiedenroth. Zur Person: Götz Wiedenroth wird 1965 in Bremen geboren, beginnt seine berufliche Laufbahn als Industrie- und Diplomkaufmann. Kaufmännische Ausbildung bei der Daimler-Benz AG, Niederlassung Hamburg. Studium der Wirtschaftswissenschaften/ Betriebswirtschaftslehre an der Nordischen Universität Flensburg und der Universität Kiel, Abschluß dortselbst 1995. Beschäftigt sich während des Studiums als Kleinunternehmer mit der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Kunst, organisiert Seminare, Ausstellungen und Kongresse zum Thema Kulturmanagement auf Schloß Glücksburg in Glücksburg. Arbeitet in Flensburg seit 1995 als freier Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner.
Seine ersten Karikaturveröffentlichungen erscheinen 1989 in der Flensburger Tagespresse. Von 1995 bis 2001 zeichnet er täglich für den Karikaturendienst von news aktuell, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hamburg. Von 1996 bis 2016 erscheinen landes- und lokalpolitische Karikaturen aus seiner Feder in den Tageszeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags, Flensburg.
Der von Kindheit an passionierte Zeichner erhält 1997, 2001 und 2008 Auszeichnungsurkunden des "Deutschen Preises für die politische Karikatur", verliehen durch die Akademie für Kommunikation in Baden-Württemberg, Stuttgart. >> weiterlesen. Herzlichen Dank für die Freigabe zur Veröffentlichung Ihrer Arbeiten im Kritischen Netzwerk. Quelle: Flickr und HIER.
⇒ Götz Wiedenroth (Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner): wiedenroth-karikatur.de/.
4. MUCK FACRON (Fuck Macron): Demonstration zur Verteidigung der Renten am 31. Januar 2023 (Manifestation pour la défense des retraites du 31 janvier 2023). "Während der Präsident versucht, das Blatt zu wenden, bestätigt diese soziale und gewerkschaftliche Bewegung ... die Entschlossenheit der Welt der Arbeiter und der Jugend, die Rücknahme der Reform zu erreichen", erklärten die acht Gewerkschaften, die die Proteste organisieren, in einer Erklärung. Sie riefen zu lokalen Aktionen und zu neuen landesweiten Streiks und Protesten auf.
»Frankreich brennt. Die Menschen hassen ihren Präsidenten. Er tut ihnen nicht gut. Sie gehen auf die Straßen, sie protestieren, sie sind wütend. Sie wollen ein besseres Leben. Der Präsident will das nicht, zumindest nicht für sie. Er hat andere Auftraggeber. Seine Polizei dreht durch.
Die Regierenden verlieren Anstand und Würde. Ein Gesetz (wie viele vorher) wird durch das Parlament gemogelt, ja gepeitscht. Es ist eines, welches dem Land, welches vielen Bürgern schadet.« (-Frank Blenz > Artikel). Foto: Jeanne Menjoulet, Paris. Quelle: Flickr. Die Datei ist mit der CC-Lizenz Namensnennung 2.0 Generic (CC BY 2.0) lizenziert.
5. Der vorhersehbare Niedergang des undemokratischen EU-Konstrukts nimmt seinen Lauf. Die Frage ist nicht OB, sondern WANN es die EU in ihrer derzeitigen menschenfeindlichen, von neoliberaler Agenda durchseuchten Politik zerreisst. Illustration: TheDigitalArtist / Pete Linforth, UK. Quelle: Pixabay. Alle Pixabay-Inhalte dürfen kostenlos für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen, genutzt werden - gedruckt und digital. Eine Genehmigung muß weder vom Bildautor noch von Pixabay eingeholt werden. Auch eine Quellenangabe ist nicht erforderlich. Pixabay-Inhalte dürfen verändert werden. Pixabay Lizenz. >> Illustration.

